Interview
Was hat dich dazu inspiriert, Künstlerin zu werden, und wann hast du angefangen, dich ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen?
Es gab keinen genauen Zeitpunkt. Ich hatte schon als Kind das Glück, großartige künstlerische Lehrer um mich zu haben, so dass ich mich früh voll Leidenschaft mit künstlerischen Fragen beschäftigt habe.
Meine Mappen-Vorbereitung für die Bewerbung eines Kunststudiums an der Wimbledon School of Art in London mit 19 Jahren war dann der Startpunkt für meine künstlerischen Laufbahn.
Welche Künstler oder Kunstrichtungen haben deinen Stil und deine Werke am meisten beeinflusst?
Anselm Kiefer. Seine Kunst ist tiefgründig, vielschichtig und spirituell. Seine Verwendung von unkonventionellen Materialien und die Art, wie er sie einsetzt sind absolut unübertrefflich! Für mich ist er der beeindruckendste Künstler – seit über 30 Jahren hat sich da für mich nichts geändert.
Alberto Giacometti – die Ehrlichkeit seiner Kunst und die archaische Dramatik seiner Figuren.
Meine Dozenten Sonia Boyce und Clem Crosby von Central St. Martins (London), die meine künstlerische Entwicklung stark mit geprägt haben.
Gibt es ein bestimmtes Thema oder eine Botschaft, die du in deinen Arbeiten vermitteln möchtest?
Meine künstlerische Praxis beschäftigt sich mit der Erforschung dessen, was jenseits der sichtbaren Oberfläche und Ordnung existiert, was nur als Ahnung erfahrbar ist: die Welt des Unsichtbaren.
Die vielschichtige Bildkomposition mit collagenartig angeordneten Motiven ergibt eine komplexe Bildsprache.
Durch die verwobenen Techniken von Malerei, Zeichnung, Aquarell und Fotografie sowie integrierte Fundobjekte, die eine stille Präsenz des Vergangenen tragen, entsteht ein komplexer und vielschichtiger Bildraum.
Die nahezu transparente Gaze fügt den Arbeiten eine weitere Ebene hinzu und erzeugt eine Tiefe, die sich jeder eindeutigen Lesbarkeit widersetzt. Sie wirkt durchlässig und gibt zugleich den Blick nicht frei auf das Dahinter. Abhängig vom Blickwinkel des Betrachters eröffnen sich unterschiedliche Perspektiven und Narrative und konfrontieren mit den Fragen: was sehen wir wirklich, was existiert im Verborgenen?Der Blick wird gelenkt, zugleich auch gestört und verlangsamt, das Betrachten wird zu einem Akt der Suche.
Was war bisher die größte Herausforderung auf deinem künstlerischen Weg, und wie bist du damit
umgegangen?
Die größte Herausforderung war für mich, meine Vorstellung von einem mehrdimensionalen Bildraum mit dem nahezu transparenten Material Gaze als Bildabschluß umzusetzen.
Über mehrere Jahre habe ich mit vielen möglichen Techniken im Bereich Transparenz experimentiert: von Folien-Druck über Acrylplatten, Museumsglas bis zu Gießverfahren in Epoxidharz.
Mit der heutigen Lösung, die Gaze in einem mehrstufigen Prozess auf Plexiglas zu kaschieren und hinter Museumsglas zu präsentieren, konnte ich meine ganz eigene künstlerische Sprache umsetzen.
Gibt es Techniken und Materialien, die du bevorzugst?
Nein. In meiner künstlerischen Arbeit hat sich gezeigt, dass für mich verschiedenste und immer wieder neue Techniken und Materialien nötig sein können um einer neuen künstlerischen Herausforderung zu begegnen.
Gibt es einen bestimmten Ort, an dem du am liebsten arbeitest?
Mein Atelier
Wo siehst du dich und deine Kunst in den nächsten fünf Jahren?
Cross the bridge when you get there!
Hast du eine "Philosophie", die dich in deinem kreativen Ausdruck leitet?
Die Überraschung! Es gibt immer einen Zeitpunkt im Entstehungsprozeß, wo sich im Bild etwas beginnt zu zeigen, das ich nicht vorher gedacht oder geplant hatte, - dieses gilt es, heraus zu arbeiten und sichtbar zu machen.
Die Arbeit muß immer besser und mehr sein als meine Vorstellung von ihr.
Welchen Rat würdest du anderen jungen Künstlern geben, die am Anfang ihres Weges stehen?
Das ist schwer. Am besten 2 Ausbildungen zu machen und ein sicheres Standbein zu haben, dann arbeitet es sich freier.