Interview
1. Was hat dich dazu inspiriert, Künstlerin zu werden, und wann hast du angefangen, dich
ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen?
Was mich inspiriert hat, Künstlerin zu werden, war kein einzelner Moment, sondern eher ein
fortlaufender Prozess. Ich stamme aus einem koreanischen Pfarrhaus, in dem meine künstlerische
Neigung früh gefördert wurde. Mit sechzehn Jahren habe ich angefangen, neben der Schule bei
einer privaten Kunstpädagogin regelmäßig zu malen, bis ich schließlich nach dem Abitur an zwei
Kunsthochschulen angenommen wurde, in Bremen (HfK) und in Hamburg (HfBK). Ich habe mich
für Hamburg entschieden, das Kunststudium dann aber später zugunsten eines Studiums der
Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik aufgegeben. Dieser augenscheinlich nicht so
geradlinige Weg war auch Teil des Prozesses, Künstlerin zu werden.
2. Welche Künstler oder Kunstrichtungen haben deinen Stil und deine Werke am meisten
beeinflusst?
Angefangen hat alles mit Claude Monet. Mit dreizehn Jahren habe ich seine Malerei in einem
Kunstband der Stadtbibliothek entdeckt und war absolut begeistert!
Selbstverständlich gab es je nach Lebensphase noch viele Künstler und Kunstrichtungen, die
mich fasziniert haben. Derzeit inspiriert mich Malerei mit minimalistischem Ansatz, wo es weniger
um narrative Inhalte, sondern mehr um die unmittelbare visuelle Wirkung von Farbe geht.
3. Könntest du uns durch den kreativen Prozess führen, den du durchläufst, wenn du ein neues
Werk schaffst?
Der kreative Prozess in seiner Gesamtheit ist mir selbst ein Rätsel, denn das Entstehen von
Bildern geschieht ja nicht nur bewusst, sondern auch und vor allem intuitiv.
Mein Ausgangspunkt ist immer die Wahrnehmung von Landschaft und Naturphänomenen. Ich
nehme sensorische Eindrücke wie Licht, Luft und Stimmung wahr und transformiere sie in der
künstlerischen Praxis um. Mir geht es dabei weniger um die Beschreibung von Natur, sondern
mehr um den Dialog mit Farbe. Ich male sozusagen mit der Natur und nicht nach der Natur.
4. Gibt es ein bestimmtes Thema oder eine Botschaft, die du in deinen Arbeiten vermitteln
möchtest?
Ich male abstrakte Landschaften in einer reduzierten Formensprache, die dem Betrachter viel
Raum für persönliche Assoziationen lässt. Meine Kunst lädt dazu ein, sich kontemplativ mit dem
Sichtbaren auseinanderzusetzen und im Hier und Jetzt innezuhalten. Gleichzeitig spielt in meiner
Malerei auch das Un-Sichtbare, Un-Greifbare und auch das Un-Endliche thematisch eine Rolle.
5. Was war bisher die größte Herausforderung auf deinem künstlerischen Weg, und wie bist du
damit umgegangen?
In der Kunstwelt scheint Mutterschaft immer noch ein Tabuthema zu sein, denn lange galt, oder
gilt noch, die Vorstellung: Kunstschaffende müssen voll und ganz für die Kunst leben. Ich halte
das für einen Mythos. Es war aber zweifellos herausfordernd, als meine Kinder jünger waren. Wie
ich damit umgegangen bin? Ich war zeitgeizig und habe beharrlich meine Ziele verfolgt. Dabei
habe ich gelernt, mich nicht vor der Langsamkeit zu fürchten.
6. Gibt es Techniken und Materialien, die du bevorzugst?
Ich male hauptsächlich mit selbst angerührter Eitempera und mit Öl. Diese Techniken ermöglichen
mir, viele dünne Schichten aufzutragen und dadurch die leuchtende Farbwirkung zu erzeugen, die
für meine Bilder charakteristisch ist.
7. Gibt es einen bestimmten Ort, an dem du am liebsten arbeitest?
Am liebsten arbeite ich in meinem Atelier, das außerhalb meines Zuhauses in der Diezer Altstadt
liegt. Ich mag auch die tägliche Strecke zu Fuß hin und zurück.
8. Wo siehst du dich und deine Kunst in den nächsten fünf Jahren?
Ich verstehe künstlerische Tätigkeit als einen fortwährenden Prozess. Am liebsten will ich malen,
bis ich im hohen Alter mit einem Pinsel in der Hand tot umfalle. In fünf Jahren bin ich hoffentlich
noch quicklebendig, arbeite an tollen Projekten und bin gut vernetzt. Ich freue mich auf alles, was
kommt!
9. Welchen Rat würdest du anderen jungen Künstlern geben, die am Anfang ihres Weges
stehen?
Jeder muss zwar seinen eigenen Weg finden, aber bestimmt schadet es nicht, sich mit der
Kunstgeschichte zu beschäftigen und sich Ausstellungen anzusehen. Ob ich will oder nicht steht
jedes neu erschaffene Bild nun mal im Kontext zur jahrhundertealten Malereigeschichte. Also auf
ins Museum - oder in die Stadtbibliothek!