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„Getrieben von dem Wunsch, das Unendliche zu fassen, möchte ich Zeit und Raum in Bildräume verwandeln – geschlossene Systeme, in denen sich das Flüchtige verdichtet und das Unsichtbare sichtbar wird.“ Katalin Haász
Interview

Was hat dich dazu inspiriert, Künstlerin zu werden, und wann hast du angefangen, dich ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen?

Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen und bin mit Künstlern in Kontakt gekommen, die mich inspiriert haben. Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind über die Beziehung zwischen der Linie und dem Kreis nachgedacht habe. Seitdem hat mich dieses Problem nicht mehr losgelassen.

Welche Künstler oder Kunstrichtungen haben deinen Stil und deine Werke am meisten beeinflusst?

Die Kunst der Renaissance hat mich am meisten beeinflusst, aber auch die zeitgenössische japanische Kunst und die europäische Kunstbewegung des frühen 20. Jahrhunderts finde ich sehr interessant.

Könntest du uns durch den kreativen Prozess führen, den du durchläufst, wenn du ein neues Werk schaffst?

Ich beginne mit der Arbeit nach einem langen Reifeprozess und nehme im Laufe des Prozesses leichte Anpassungen vor.
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Gibt es ein bestimmtes Thema oder eine Botschaft, die du in deinen Arbeiten vermitteln möchtest?

Ich neige dazu, nach visuellen Darstellungen von mathematischen Konzepten zu suchen, die eine universelle/metaphorische Bedeutung haben.

Was war bisher die größte Herausforderung auf deinem künstlerischen Weg, und wie bist du damit umgegangen?

Meiner Erfahrung nach scheint das letzte Projekt die größte Herausforderung gewesen zu sein.

Gibt es Techniken und Materialien, die du bevorzugst?

Da ich meine Bilder gerne mit vielen dünnen Schichten aufbaue, verwende ich oft Acryl, bevor ich die letzte Schicht in Öl auftrage. Oft verwende ich diese beiden Materialien auch getrennt voneinander.

Gibt es einen bestimmten Ort, an dem du am liebsten arbeitest?

Ich brauche nur Stille und Einsamkeit.
Wo siehst du dich und deine Kunst in den nächsten fünf Jahren?
Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit haben werde, große Bilder zu malen und an Installationen zu arbeiten, über die ich nachgedacht habe.
Hast du eine "Philosophie", die dich in deinem kreativen Ausdruck leitet?

Meiner Meinung nach ist die bildende Kunst ein Aspekt unseres Lebens, über den man eigentlich nicht sprechen kann. Bestenfalls kann sie zu einer reinen Empfindung führen. Das ist es, worüber Malewitsch sprach, als er den Suprematismus definierte.

Welchen Rat würdest du anderen jungen Künstlern geben, die gerade erst anfangen?

Niemals die Überzeugung aufgeben, dass Kunst das einzig Vernünftige ist, was man im Leben tun kann. Wenn man den Glauben verliert, sollte man sich ein Programm geben, dem man folgen kann.

Katalin Haász wurde 1971 in Budapest geboren und begann ihre künstlerische Ausbildung bereits in ihrer Jugend. Von 1985 bis 1989 besuchte sie die Sekundarschule für Bildende und Angewandte Kunst in Budapest. Anschließend studierte sie an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste, wo sie 1997 ihren Abschluss in Malerei und Intermedia machte. Ihre Lehrer waren unter anderem Dóra Maurer und Miklós Peternák, die sie maßgeblich prägten. Ihre Arbeiten sind stark von der konkreten und konstruktivistischen Kunst beeinflusst. Sie greift in ihren Malereien Fragen der Moderne auf, wie sie in den Werken von Wittgenstein und Malewitsch behandelt werden. Zudem ist sie Mitglied der Open Structures Art Society (OSAS), was ihre Affinität zur strukturellen und geometrischen Kunst unterstreicht. Haász beschäftigt sich mit Themen wie Unendlichkeit, Struktur und Transformation. Sie nutzt Motive wie das Schachbrett und die Möbius-Schleife, um geschlossene Systeme und das Konzept der Unendlichkeit visuell darzustellen. Ein Beispiel für ihren kreativen Prozess ist die Serie "Sundial Projections". Hierbei nutzte sie eine Möbius-Schleife als Schattenwerfer, um stündliche Schattenlinien zwischen 8 Uhr und 18 Uhr zu erfassen. Diese Linien dienten als Grundlage für ihre Gemälde, die komplexe geometrische Muster darstellen. "Ich habe das erste Möbius-Gemälde 1998 geschaffen, und es ist seither mein zentrales Thema geblieben. 

Im Jahr 2008 fertigte ich eine Sonnenuhr an, bei der der Schattenwurf des Zeigers ein Möbiusband war. Ich zeichnete den geworfenen Schatten zu jeder Stunde nach. Durch den sich ständig verändernden Einfallswinkel der Sonne warf das Möbiusband eine Vielzahl von Schattenformen und bildete so eine geometrische Struktur. Dieses Liniensystem diente als Grundlage für die Serie „Prelude“. 

In der Serie „Moments at Works“, in der ich zur Linienstruktur der Sonnenuhr zurückkehrte, wurden die Linien feiner als in der „Prelude“-Serie, was den Eindruck einer grafischen Arbeit erzeugt. In der Serie steht der Punkt für einen Moment in der Zeit, die Linie für einen Abschnitt von Raum-Zeit. Die aufeinanderfolgenden Zeitprojektionen schneiden sich an bestimmten Punkten. Die Hervorhebung dieser Punkte, ihre gleichzeitige Darstellung und die rhythmische Anordnung der entsprechenden Linien stellen ein spannendes bildnerisches Problem dar. Die manuelle Anordnung des Liniensystems und ihrer Schnittpunkte erfordert viele wiederholende Eingriffe auf der Bildoberfläche. Durch diese Wiederholungen können sich mathematische und philosophische Fragestellungen in eine persönliche Erfahrung verwandeln. 

Für mich stellt das Möbiusband die begreifbare Form von räumlicher und zeitlicher Unendlichkeit dar, und die Gesamtheit seiner Projektionen bietet ein einzigartiges Raum-Zeit-Erlebnis. 

In verschiedenen Lebensphasen schneiden sich Zeit und Raum in unendlich vielfältiger Weise. Wenn wir zum Beispiel reisen, verläuft der Zeitverlauf synchron mit der sich vergrößernden räumlichen Entfernung. Die Serie „Moments at Works“ ist eine bildnerische Darstellung der Synchronizität von Zeit und Raum. Der gleichzeitig imaginäre und konkrete Raum und die Zeit der Bilder laden zur freien Assoziation ein."

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