Interview
Was hat dich dazu inspiriert, Künstler zu werden, und wann hast du angefangen, dich ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen?
Ich hatte keine Wahl, die Kunst hat mich gewählt. Autodidakt. Meine erste große öffentliche Ausstellung von Ölbildern hatte ich mit 12 Jahren im Rockefeller Plaza. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung von 16 bis 18 Jahren wegen Sex, Drogen und Rock&Roll bin ich seit meinem 6. Lebensjahr bildender Künstler.
Welche Künstler oder Kunstrichtungen haben deinen Stil und deine Werke am meisten beeinflusst?
Alle Kunstformen zusammengenommen sind einflussreicher als eine einzelne. Ich bin ein sich entwickelndes Ergebnis von Milliarden von Einflüssen.
Könntest du uns durch den kreativen Prozess führen, den du durchläufst, wenn du ein neues Werk schaffst?
Ich beginne immer mit Konzepten. Für mich ist die Malerei ein ständiger Prozess, in dem ich mich selbst überrasche, während die fotografische oder bildhauerische Arbeit ein strengerer und anspruchsvollerer Prozess ist, um eine Idee zu verwirklichen.
Gibt es ein bestimmtes Thema oder eine Botschaft, die du in deinen Arbeiten vermitteln möchtest?
Meine verschiedenen Werkgruppen sind zwar symbolisch und minimalistisch, aber sie befassen sich alle mit universell fundamentalen Aspekten des Lebens, der Energie und der Materie. Ich bin inspiriert von Einflusssphären, Zufall, emergenter Komplexität und Werden, wo die einzige Konstante die ständige Veränderung ist.
Was war bisher die größte Herausforderung auf deinem künstlerischen Weg, und wie bist du damit umgegangen?
Einzigartige Herausforderungen sind beständig und erwünscht. Learning by doing und Selbstkritik.
Gibt es Techniken und Materialien, die du bevorzugst?
Da meine Arbeit konzeptgetrieben ist, ist jedes Material, Medium oder Verfahren, das am besten mit meinen Konzepten übereinstimmt, das beste.
Die Beherrschung vieler verschiedener Fertigkeiten bereichert meine Palette, und ich konnte oft neue Techniken und Werkzeuge erfinden auch, um meine konzeptionellen Ideen zu verwirklichen - wie z.B. „Interaktiver Granit“.
Gibt es einen bestimmten Ort, an dem du am liebsten arbeitest?
In meinen Gedanken überall auf der Welt.
Wo siehst du dich und deine Kunst in den nächsten fünf Jahren?
Sich entwickelnd, sich erweiternd, sich selbst überraschend wie immer.
Hast du eine "Philosophie", die dich in deinem kreativen Ausdruck leitet?
Verliere deinen Verstand, damit du etwas finden kannst. Vertrauen in Einfluss statt Kontrolle.
Welchen Rat würdest du jungen Künstlern geben, die am Anfang ihres Weges stehen?
Werde nie Künstler wegen des Geldes oder des Ruhmes...:) Aber im Ernst: Scheue dich nicht, über deine kreative oder intellektuelle Komfortzone hinauszugehen. Mit anderen Worten: Bleibe nicht stecken.
David Fried "Stemmers"
Die ineinandergefügten Kugeln und die facettenreichen inneren Strukturen der "Stemmers" erinnern an eine Vielzahl von Phänomenen und Prozessen aus Natur und urbanem Raum. Obwohl ihre Gestalt eindeutig auf allgemeinen Gesetzen von Ökonomie und Selbstorganisation basiert, wie sie etwa in Formen adaptiver Blasenbildung vorkommen, gibt es auch die gewollte Assoziation von organischen Zellhaufen.
Im Fokus auf die grundlegendste Form von Autonomie – die Membran: sowohl Abgrenzung als auch Kommunikator zwischen einem Selbst und seiner Umgebung – formuliert David Fried hier die abstrakte Darstellung des Ursprungs von Leben, sei es natürlich oder konstruiert. Ihre Formen erscheinen in einem noch nicht ausdifferenzierten, aber fruchtbaren Stadium – wie eine Venus von Willendorf bei der Empfängnis – voller Potenzial, bereit für Zufall, Einfluss, Selbstbestimmung.
In Frieds Versionen aus hochglanzpoliertem Edelstahl sehen wir die Umwelt und uns selbst in den facettierten Oberflächen reflektiert, die von der Skulptur um 360° aufgenommen werden. Das Erscheinungsbild der Skulptur ist in die Umgebung integriert und wird weitgehend von ihr bestimmt,
was darauf hindeutet, dass das Gefühl der Identität eine komplexe Entwicklung von „Natur und Erziehung“ ist.
David Fried "Ways of Words"
Frieds fotografische Serie „Way of Words“ ist eine Reihe von Bildern oder ‚Motiongrams‘, die mit Langzeitbelichtungen seiner klangstimulierten „SOS“-Skulpturen aufgenommen wurden, die in Echtzeit auf die gesprochenen Worte des Künstlers reagieren und sich bewegen. Sie dokumentieren sowohl die anfänglichen stationären Konstellationen als auch die lebhaften Aktionen der interaktiven Kugeln, die sich ergeben, wenn der Künstler ausgewählte Zitate zu ihnen spricht. So wie die Information die Materie informiert, enthält jedes Motiongram die gehörte Botschaft, was zu einer Art kalligrafischem Symbol führt. Das eigentliche Zitat für jedes Bild ist der Untertitel.
Die „Self-Organizing Still Life“-Skulpturen bestehen thematisch aus massiven Kugeln, die durch Umgebungsgeräusche auf einem vorgegebenen ebenen Objekt in Bewegung versetzt werden. Der hörbare Klang wird unter live in Wellen geformt, die jede der Kugeln geräuschlos in Bewegung versetzen. Die daraus resultierenden Aktionen der einzelnen Kugeln und ihre Interaktionen untereinander sind unbestimmt. Sie ordnen sich in immer neuen Mustern einer elegant fließenden Choreografie neu an.
Manche küssen sich, manche drehen sich allein, andere rasen frontal aufeinander zu, um sich dann in einer sanften Umarmung zu treffen, oder sie weichen einander aus, wobei sie oft den Weg und das Schicksal des anderen ohne physischen Kontakt ändern, da jede Kugel in der Lage ist, sich gegenseitig zu spüren. Er ist in der Lage, jeder der massiven, handgefertigten Kugeln einen individuellen Charakter zu verleihen, der es ihnen ermöglicht, auf Live-Klänge unterschiedlich zu reagieren und sich zu verhalten. So wie zwei Menschen unterschiedlich auf dieselbe Musik tanzen, interagieren die Kugeln in einer einzigartigen und lebendigen Choreografie, die direkt von ihrer Umgebung initiiert wird. Wenn ein akustisches Signal nicht mehr wahrgenommen wird, kommen die Kugeln in immer neuen Konstellationen zur Ruhe. (Stilleben)
Indem wir die Bewegungen der Kugeln gleichzeitig beeinflussen und nachverfolgen, richtet sich unsere Aufmerksamkeit zunehmend auf die nichtlinearen dynamischen Beziehungen, die sich zwischen ihnen entfalten, wodurch sich der Schwerpunkt von den einzelnen Objekten selbst auf einen höchst subjektiven Blick auf ein größeres Bild verlagert. Frieds interaktive Skulpturen schaffen ein komplexes visuelles Live-Erlebnis und überzeugen durch ihre symbolisch provokative Einfachheit, die den Betrachter dazu bewegt, neue Perspektiven auf Beziehungen, das Leben und das Universum der Gedanken zu entwickeln.