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"Mich faszinieren Räume, die Geschichten erzählen. Räume in denen Leben stattfindet oder stattgefunden hat. Stühle. Gespräche, Tränen oder Jahrestage, die ihre Spuren auf Tischdecken hinterlassen haben." Astrid Trost

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Interview

Was hat dich dazu inspiriert, Künstlerin zu werden, und wann hast du angefangen, dich ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen?

Mein Weg zur Kunst begann erst in meiner zweiten Lebenshälfte. Das war erstmal keine bewusste Entscheidung. Ich habe beim Betrachten von Bildern starke Gefühle entwickelt und zwar bei ganz unterschiedlichen Werken: Farbflächen von Rothko und auch bei einer kleinen stillen Landschaft mit See, zum Beispiel. Ich habe mich dann gefragt, wieso mir das passiert? Wie funktioniert das? In besagter Hodler Ausstellung konnte man Einblick in seine Skizzenbücher nehmen und dort sah man, wie Ferdinand Hodler diese Landschaft skizziert, geplant und berechnet hat. Also konnte man das wohl lernen? Die Frage: wie Kunst funktioniert, wurde immer drängender für mich und als die Familienzeit und das Leben es zuließen, fing ich an, eine Mal- und Zeichenschule zu besuchen. Dort begann ich, ein neues Handwerk zu erlernen. Erst mit der Zeit, habe ich gemerkt, dass die Malerei eine Möglichkeit für mich ist, mein Erleben der Welt auszudrücken.

Welche Künstler oder Kunstrichtungen haben deinen Stil und deine Werke am meisten beeinflusst?

Sicherlich Vilhelm Hammershoi, die Farbflächen von Rothko, die Räume von Karin Kneffel, Eric Fischl - das Krefeld Project, Matisse und die Lehrenden, von denen ich in den letzten Jahren lernen durfte.

Könntest du uns durch den kreativen Prozess führen, den du durchläufst, wenn du ein neues Werk schaffst?

Da gibt es zwei Wege, aber auf jeden Fall beginnt das Bild im Kopf: Bei einem Stuhl-Bild geht es um den Charakter des Stuhls, seinen Schatten und den Raumausschnitt. Wie konkret wird der Raum gezeigt? Welches Gespräch führen Stuhl und sein Schatten. Einen Klappstuhl nehme ich ja nur bei Bedarf her, für spontanen Besuch oder wenn ich den Ort wechsele, nicht lange bleibe. Ein alter Küchenstuhl im Zwiegespräch mit einem Stuhl aus der „guten Stube“. Ist das Thema vorgegeben (z.B. bei einer Gemeinschaftsausstellung) oder aktuell wie beim „Beichtgespräch“ in einer Kirche, dann gehen meinen Gedanken dahin, wie erleben wir einen sakralen Raum, was passiert in uns? Wer nutzt ihn? Sehr viele Menschen gehen gar nicht in die Kirche, haben keinen Bezug zu Gott oder Glauben. Beichten allerdings, warum beichten wir ? Wo beichten wir? Warum schafft man Beichtstühle ab? In welchen Situationen beichten wir Lügen, Geheimnisse, gestehen heimliche Liebe? Wie ist dann der Raum beschaffen, die Situation? Dunkel, meistens dunkel - Balkon, Terrasse, Autofahrten in der Nacht, am Ende einer Feier, in einer Bar, am Lagerfeuer. Nicht immer Dunkel: vor der Klotür, beim Friseur. Ohne die Menschen abzubilden, möchte ich von den Menschen erzählen und damit sind Spuren von Menschen im Bild. Wie hier aktuell: der Tisch, Flaschen, ein Stuhl und ungeklärte Spuren.

Gibt es ein bestimmtes Thema oder eine Botschaft, die du in deinen Arbeiten vermitteln möchtest?

Räume, die Geschichten erzählen. Räume in denen Leben stattfindet oder stattgefunden haben. Gespräche, Tränen oder Jahrestage, die ihre Spuren auf Tischdecken hinterlassen haben. Fragen, die das Bild an uns stellt.

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Gibt es Techniken und Materialien, die du bevorzugst?

Ich male im Moment mit Acryl und am allerliebsten arbeite ich im Stehen an der Wand und farblich in Schichten. Ich arbeite mich auch sehr gerne an der Leinwand ab, trage auf, kratze runter, verstecke, hole wieder hervor. Das braucht Zeit. Die nächste Schicht drauf und alles nochmal von vorn und nochmal und nochmal.

Gibt es einen bestimmten Ort, an dem du am liebsten arbeitest?

Immer im Atelier an der Wand oder flach auf einem Tisch. Keine Staffelei.

Hast du eine "Philosophie", die dich in deinem kreativen Ausdruck leitet?

Ich muss das, was ich male, erst fühlen. 

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