Interview
Wann hast du angefangen, als Künstler zu arbeiten?
Diese Frage stellt sich für mich nicht. Künstler zu sein ist eine Lebensart. Schauen Sie sich die verschiedenen Phasen meiner Entwicklung an und entscheiden Sie selbst, ab welchen Kunstwerken Sie von Kunst sprechen würden.
Warum hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?
Bei den meisten Berufen hat mir immer etwas gefehlt. Wenige Bereiche bieten mir diese Symbiose zwischen der Theorie und der Praxis, wie ich sie im künstlerischen Schaffen finde. Soll heißen: das Zusammenspiel zwischen Denken und Machen. Die Freiheit, das mit meinen Händen umzusetzen, was mir meine Vorstellungskraft zeigt.
Gibt es Künstler, die dich inspiriert haben?
Es gibt durchaus ältere Künstler und Meister, deren Denk- und Sichtweisen mein Gedankengut inspirierend füttern. Aber ich möchte ein übermäßiges Einordnen meiner Kunst vermeiden und unterlasse es, zu viele Verbindungsbrücken dafür zu bieten. Ansonsten widme ich meine Arbeit der Natur und dem Universum. Ich laufe offen für Erlebnisse und Begegnung durch den Tag. Und das eine oder andere schenkt mir etwas, was ich in Kunst umsetze. Ich glaube ganz stark an die Kräfte der Emotionen. Sie machen die Kunst persönlich. Die heutige Kunstszene schenkt mir selten Rührung, die Sterne beherrschen das deutlich besser.
Kannst du etwas zu den Materialien erzählen, mit denen du arbeitst?
Ich arbeite mit Energieträgern. Bei mir finden Sie hauptsächlich Rohstoffe wie Bronze, Eisen, Aluminium und Holz. Ich schätze die Dichte und Textur dieser ursprünglichen Materialien. Sie sind lebendig und tragen Energie.
Mit welchen Techniken arbeitest du?
Ich finde eine wichtige Funktion eines Künstlers ist es, zu beobachten. Kunst hat immer etwas mit Perspektiv-Wechsel zu tun: die Welt spiegeln und Konventionen brechen. Dazu braucht es auch neue und unkonventionelle Techniken. Folglich waren für mich die meisten konventionellen Techniken nicht lange ausreichend, sodass ich ein eigenes Tropf-Schweißverfahren entwickelt habe.
Wo arbeitest du?
Ich arbeite in meinem eigenen Atelier in Frankreich in der Nähe von Bordeaux, meiner Heimatstadt.
Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?
Raymond Devos, einer der berühmtesten französischen Komiker der achtziger- und neunziger Jahre, sagte einmal: "Viele haben was zu sagen und sagen es. Ich habe aber nichts zu sagen. Trotzdem will ich sagen, dass ich nichts zu sagen habe!" Dies beschreibt sehr gut unsere heutige Zeit, finde ich. Jeder kann und will etwas sagen, ob Profi oder Laie. Wir alle wollen mitmischen, ob bedeutend oder unbedeutend. Gerade in der zeitgenössischen Kunst wird viel Wert auf Interpretation und Aussage gelegt. Was sagt deine Inszenierung aus? Wie interpretierst du dieses Detail ? Während meines Studiums sagte einmal Jemand zu mir; » Jules, deine Kunst spricht für sich. Sie hat irgendwie Eindeutigkeit. » Ich denke, genau das macht meine Kunst aus. Jedes Werk ist eine Aussage selbst. Wie eingangs erwähnt hat Kunst für mich etwas mit Spiegelung zu tun. Ich möchte den Menschen Dinge wie Eindeutigkeit, Echtheit, Purheit, Verwurzelung und Nähe spiegeln. Es braucht nicht immer Neues, Fantastisches oder Irrwitziges um Perspektiv-Wechsel zu ermöglichen und seine Sicht zu klären.
Was ist dir bei deiner Arbeit wichtig?
Ich möchte den Menschen Schönheit zurück geben, in dem ich ihnen Echtheit biete.
Die heutige Zeit ist so stark von subjektiver Schönheit geprägt, dass ich versuche, diese zu durchbrechen und Kunst zu schaffen, die Bedeutung hat und die die Menschen wieder näher zu sich selbst und zu ihrem Ursprung führt. Klar ist, dass Schönheit immer einen subjektiven Anteil hat. Für mich ist Schönheit aber auch eng verwoben mit angewandtem Wissen und der daraus u.a. resultierenden Qualität.
Welche Ziele hast du?
Einerseits wünsche ich mir für meine Kunst die Anerkennung meiner Theorie, „Die Kunst der fünften Dimension“. Ein weiteres Hauptziel sehe ich in der "contemporary art", die in der Kunstszene gerade sehr dominant ist. Sie ist in meinen Augen zu instabil und kurzweilig. Ich wünsche mir eine Rückkehr zu mehr Fundament. Damals hatte Kunst Funktion. Für den Himmel, einen Lebenden oder Verstorbenen oder sie war der Natur gewidmet und diente als Beigabe, Begleitung, Schutz oder Heilung. Mit der Zeit sind diese Funktionen kaum merklich verschwunden in der Kunstwelt, wie ich finde. Dem will ich zeitlebens entgegenwirken. Meinem "Julessteinen" gab ich zum Beispiel die Funktion, die Menschen wieder in ihrem Sein zur verwurzeln. Meine Kunst darf man anfassen, spüren und erleben.
Was möchtest du in der Zukunft erreichen?
Ein erfolgreicher Künstler werden, aber auf die gute Weise! Durch meinen "Einsatz" für die Kunstwelt und mit Dankbarkeit für das, was ich bisher erfahren durfte. Das will ich an die jüngere Generation weitergeben. In dem ich z.B. durch Vorträge und Workshops zeigen kann, wie sie sich Vieles ersparen können, wo ich mich ohne Begleitung durchkämpfen musste.